Die Macht der Himmelskinder von risuma-night-blue (Ein etwas anderer Krimi; SetoxJoey) ================================================================================ Epilog: Drachen sind wie Einhörner... ------------------------------------- Seit dem Kampf gegen Bakura waren mittlerweile zehn Jahre vergangen – es waren mehr oder weniger ruhige Jahre. Ihre Detektei war sehr erfolgreich – für ganz besondere Klienten übernahmen sie auch schon mal den Personenschutz, denn normalerweise lehnten sie Aufträge, in denen sie als Bodyguard fungieren sollten, ab. In diesem ganz besonderen Fall machten sie jedoch eine Ausnahme... Seit langem mal wieder, verbrachten sie ihre Zeit in ihrem Haus in den Bergen. Seto war nach wie vor der Frühaufsteher, während Joey gerne lange schlief. Der Brünette nutzte die frühen Morgenstunden zum Joggen, so auch heute. Da sie aber einen Auftrag hatten, kürzte er seine übliche Runde ab. Bevor Seto duschte, bereitete er das Frühstück vor. Nach dem beides erledigt war weckte er anschließend seinen Partner. Es war noch ein bisschen Zeit und so riskierte der Blauäugige es, Joey auf besondere Weise aufzuwecken. Seto ging zu ihrem Bett, streichelte über die blonden Haare, wünschte Joey einen ‚Guten Morgen’ und gab ihm einen liebevollen Kuss. Joey räkelte sich und schlang seine Arme um den Hals seines Geliebten. Er zog ihn zu sich hinunter, um den Kuss zu erwidern und Seto sank auf das Bett und seufzte... Ob die Zeit wohl reichen würde?... Der Blonde ließ die Hände unter das Hemd seines Geliebten wandern, streichelte seine warme, zarte Haut und zog es ihm über den Kopf. Seto knöpfte Joeys Pyjamaoberteil auf und ließ seine Hände ebenfalls über den Körper seines Geliebten wandern. Zärtlich streichelte er über dessen Brustwarzen, bis sie sich aufrichteten, und küsste sie. Joeys Hände arbeiteten sich nach weiter unten vor und erreichten Setos Hosenbund. Schnell öffnete er den Gürtel und den Reißverschluss und schob die Hose seines Geliebten über dessen Hintern. Aufseufzend streichelte der Blonde die freigelegte Haut und eine Hand suchte nach Setos kleinem Kameraden, der unter seiner liebevollen Fürsorge gleich viel größer wurde... Joey wollte sich aufrichten, um ihn mit dem Mund zu verwöhnen, doch Seto drückte ihn sanft, aber bestimmt in sein Kissen zurück. Küssend bewegte der Brünette sich in Richtung Hosenbund seines Geliebten und schob ihn hinunter, um die prächtige Erregung, die dort drunter wartete, freizulegen. Der Braunäugige schloss seine Augen und konnte bereits Hand und Atem seines Liebsten auf seiner Erektion spüren... Seto liebte es, wenn der Tag SO begann – vergessen war der Auftrag... Zärtlich fuhr seine Zunge über Joeys Männlichkeit... „Was machst du da?“, fragte eine junge Stimme ganz interessiert dicht an Setos Ohr. Die beiden Männer erstarrten... Langsam drehte Seto seinen Kopf Richtung Sprecher und blickte direkt in ein dunkelblaues Augenpaar, das ihn fragend ansah. Das Kind hatte sich auf der Matratze aufgestützt und wartete auf Antwort. „Was denkst du denn, was ich hier mache?“, krächzte Seto heiser seine Gegenfrage – er hatte sich für den Gegenangriff entschieden. „Musst du pusten, weil Onkel Joey sich gestoßen hat?“, wollte der Besitzer der blauen Augen wissen. Der Brünette räusperte sich. „So kann man sagen.“ Puh, die Situation war gerettet. Um sich aufrichten zu können, musste Seto seine Hose erst einmal – möglichst unauffällig – hochziehen. Was ihm glücklicherweise auch gelang. „Soll ich mitpusten, damit es schneller wieder gut wird?“, wurde ihnen jetzt angeboten. „Nein... Nein... das brauchst du wirklich nicht.“, entfuhr es Joey hektisch und sein Gesicht färbte sich mit einem verräterischen Rotton. Hastig zog er die Bettdecke über sich, und Seto nutzte die Zeit, um seine Hose wieder zu schließen. Dann nahm er den Sprössling bei der Hand und verließ mit ihm das Schlafzimmer. „Ist deine Schwester auch schon wach?“, wollte Seto nun wissen. „Ja, Miharu zieht sich schon an.“, antwortete Akira, „Aber gewaschen hat sie sich noch nicht.“ „So... das hat sie noch nicht.“, wiederholte der Brünette. „Aber du hast dich schon gewaschen?“, hakte Seto nach und sah den blonden Jungen ernst an. „Ja, ich hab mich gewaschen...“, nickte der Junge, doch unter Setos Blick brach die Lüge zusammen. Kleinlaut gab Akira zu: „Ich hab mich doch noch nicht gewaschen.“ „Dann hol das mal schnell nach. Ich sehe jetzt nach deiner Schwester und dann komme ich zu dir.“, bestimmte der Brünette und wuschelte durch die blonden Haare. „Bin schon weg, Onkel Seto.“ Grinsend sah dieser hinter seinem Neffen her. Gerade als er sich seiner Nichte zuwenden wollte, ging die Zimmertür der Kinder auf. „Wie siehst du denn aus?“, entfuhr es Seto und nur mühsam konnte er sich ein Lachen verkneifen. Das kleine Mädchen, das ihn mit großen braunen Augen unglücklich ansah, hatte heute wohl Schwierigkeiten beim Anziehen. Das Kleidchen, das sie heute tragen wollte, hatte sie verkehrt rum angezogen. An den Füßen trug sie einen blauen und einen roten Socken, das passte nun so gar nicht zu dem gelben Kleid. Auch der Versuch sich die Haare zu bürsten, war fehlgeschlagen und so wie es aussah, hatte sich das Mädchen einige Kletten eingearbeitet. Das Mädchen gab sich einen Ruck und versuchte seinen Onkel hochmütig anzuschauen. „So sieht eine Dame eben aus, wenn sie so früh aufstehen muss.“, antwortete Miharu mit wichtiger Stimme. Ihr Onkel ging vor ihr in die Hocke und flüsterte ihr zu: „Aber keine Dame geht so aus dem Haus... Soll ich dir schnell helfen?“ Erleichtert nickte sie. „Gut, dann komm.“ Seto stand auf und ging mit seiner Nichte ins Zimmer zurück. Schnell waren die kleinen Fehler behoben, er bürstete ihr das Haar, band es zu einem Zopf und schickte sie ins Bad. „So kleine Lady, und wenn ihr Beide fertig gewaschen seid, dann kommt bitte zum Frühstücken auf die Terrasse.“ Mit diesen Worten entließ Seto seine Nichte und ging hinunter, um den Tisch auf der Terrasse zu decken. Joey gesellte sich, nach einer ziemlich kalten Dusche, zu Seto und half ihm, den Frühstückstisch zu decken. Munter plaudernd kamen die fünfjährigen Zwillinge ihrer Geschwister auf die Terrasse, wünschten artig Guten Morgen und setzten sich auf ihre Plätze. „Onkel Joey, was machen wir heute?“ Erwartungsvoll schaute Miharu den Bruder ihrer Mutter an. Joey tauschte einen kurzen Blick mit Seto. „Was haltet ihr vom Baden im See?“, wollte er von den Kindern wissen. Die Zwillinge brachen in Begeisterungsstürme aus. „Ich kann schon schwimmen.“, erklärte Akira großspurig. „Stimmt gar nicht.“, erwiderte Miharu sofort. „Du paddelst wie ein Hund, sagt Mama.“ „Tu ich nicht.“, gab Akira gekränkt zurück. „Immerhin schaffst du es, dich über Wasser zu halten.“, griff Joey diplomatisch ein, bevor es zu einem richtigen Streit kam. „Und du Miharu?“, wollte er im Gegenzug von seiner Nichte wissen. „Die braucht noch Schwimmflügel.“, gab Akira schadenfroh von sich. „Nun ist es aber genug.“, mischte sich auch Seto ein, denn es standen schon Tränen in Miharus Augen. „Ich denke, ihr müsst Beide erst noch schwimmen lernen...“ Dankbar blickte Miharu zu ihrem Onkel. Wenn sie groß wäre, würde sie ihn heiraten – Seto hatte gerade ein kleines Mädchenherz endgültig erobert... „Kommst du auch mit, Onkel Seto?“, fragte Miharu und schaute ihren Onkel hoffnungsvoll an. „Tut mir leid, Kleine, aber ich kann heute leider nicht. Ich muss unbedingt ins Dorf einkaufen und einige andere Dinge erledigen.“, schüttelte Seto bedauernd seinen Kopf. „Aber das nächste Mal – dann kannst du mir ja vielleicht schon zeigen, wie gut du schwimmen kannst.“, meinte Seto aufmunternd zu Miharu. „Ich zeig dir dann aber auch, wie gut ich schwimmen kann.“, mischte sich nun Akira ein, der sich wieder in den Vordergrund drängeln wollte. „Natürlich will ich auch sehen, wie gut du schwimmen kannst.“, lenkte Seto lächelnd ein. Er liebte die Zwillinge – der blonde Akira mit den blauen Augen erinnerte ihn oft ein wenig an Joey, er ließ sich nicht unterkriegen, doch er wollte immer das letzte Wort haben... Und die schwarzhaarige Miharu, mit ihrem sanften Wesen, die ihn immer wieder an seinen Mokuba erinnerte – so, wie er ihn in Erinnerung hatte – gepaart mit seinem Gerechtigkeitssinn... Es könnten ihre Kinder sein, wenn er und Joey Kinder zusammen haben könnten... Nach dem Frühstück schickte Joey die Zwillinge in ihr Zimmer, um ihren Rucksack und ihre Badesachen zu holen. Er selbst packte in der Küche einen leckeren Picknickkorb zusammen und packte zu seinen Badesachen noch eine gemütliche Decke und den Fotoapparat. „Warum sollten wir denn den Rucksack holen, Onkel Joey?“, wollte Akira vom Bruder seiner Mutter wissen. „Der See ist doch gleich hier?“ Joey lächelte. „Der See hier ist für euch Kinder viel zu tief und überhaupt nicht geeignet, schwimmen zu lernen. Aber ich kenne einen kleinen See, der ist viel besser für euch geeignet, und außerdem viel, viel schöner.“, flüsterte der Braunäugige seinem Neffen geheimnisvoll zu. Es gab weiter unten im Wald einen kleinen See, mit einem kleinen Bach, dort konnten die Kinder herrlich planschen und auch schwimmen lernen. Sie mussten nur ein wenig zu Fuß gehen... Sie hätten auch das Quart nehmen können, doch Joey fand, eine kleine Wanderung mit den Fünfjährigen würde viel mehr Spaß machen. Miharu hatte aufmerksam zugehört, und als ihr Onkel den großen Picknickkorb schulterte, jauchzte sie glücklich auf. „Machen wir ein Picknick am See, Onkel Joey?“ Der Blonde nickte. „Ja, meine Prinzessin, wir machen ein Picknick am See. Onkel Seto wird fast den ganzen Tag unterwegs sein, also können wir es doch auch, nicht wahr?“ Joey und die Kinder verabschiedeten sich von Seto und machten sich auf ihre Wanderung zu See im Wald. Die ursprünglich geplante Stunde verdoppelte sich, denn es gab so vieles für die Zwillinge zu entdecken, dass sie immer wieder stehen blieben. Joey freute sich über die Wissbegierde der Beiden und beantwortete geduldig all ihre Fragen. Schließlich kamen sie hungrig und mit roten Bäckchen am See an. Der Blonde packte die Decke aus, die beiden Kinder halfen ihm dabei das Picknick darauf auszubreiten und mit Appetit machten sich die Drei über ihr Essen her. Akira wollte gleich anschließend in den See zum Baden, doch Joey hielt ihn zurück. „Akira, direkt nach dem Essen darf man nicht schwimmen gehen. Das ist nicht gut für den Körper.“, sagte Joey streng. „Menno, das ist gemein.“, beschwerte sich der Fünfjährige. „Und was soll ich denn jetzt tun? Mir ist langweilig.“ Maulig setzte sich Akira wieder auf die Decke. „Ich hab ja nicht gesagt, dass du nichts tun darfst.“, meinte sein Onkel lächelnd. „Und deine Badehose kannst du ruhig auch schon anziehen.“ Neugierig folgte Miharu dem Gespräch zwischen ihrem Bruder und ihrem Onkel. „Darf ich meinen Badeanzug auch schon anziehen?“, erkundigte sie sich. „Selbstverständlich.“, antwortete Joey. Er selbst krempelte sich die Hosenbeine hoch und zog Schuhe und Socken aus und zeigte anschließend den Beiden den kleinen Bach, an dem sie spielen konnten. Schnell war die Entscheidung getroffen einen Staudamm zu bauen und eifrig schleppten die Kinder größere und kleinere Steine herbei. Dabei wurde fleißig herumgespritzt und Miharu quiekte immer wieder auf, wenn sie ein Wasserschwall traf. „Akira macht das mit Absicht.“, beschwerte sie sich bei Joey. „Spritz doch einfach zurück.“, gab der Braunäugige ihr den Rat. „Miharu spritzt mich voll.“, beschwerte sich Akira daraufhin, als nun Miharu einen Stein etwas unsanft ins Wasser plumpsen ließ. „Und was machst du die ganze Zeit?“, forschte Joey bei seinem Neffen nach. Verlegen blickte Akira nach unten. „Siehst du, sie hat nichts anderes getan. Es ist Sommer und die Sonne scheint, was macht schon so ein bisschen Wasser.“ Joey wuschelte Akira durch die blonden Haare. „Und nun habt Spaß.“ Joey setzte sich an den Rand, baute ein paar kleine Boote aus Rinden und zeigte ihnen wie sie sie schwimmen lassen konnten. Während die Zwillinge sich mit den Rindenbooten beschäftigten, zog sich Joey schnell seine Badehose an und ging zu ihnen zurück. „Und, wer hat nun Lust mit mir ins Wasser zu gehen?“, wollte er von den Beiden wissen. „Ich!“ „Ich!“, riefen beide Kinder gleichzeitig und vergessen waren Boote und Staudamm. Am Seeufer angekommen konnten sie das Rauschen großer Flügel hören und blickten neugierig in den Himmel. ~~~ Seufzend verstaute Seto seine Einkäufe im Auto, Joey vergnügte sich mit den Kindern und er, Seto, musste in diese kleine Stadt fahren und die Besorgungen erledigen. Na ja, so ganz uneigennütz war es ja nicht, er wollte schließlich noch zum Frisör. Seine Haare waren schon viel zu lang und da es noch ein Weilchen dauerte bis er wieder nach Domino City kam, um dort zu seinem Frisör zu gehen, musste er wohl oder übel, den hiesigen aufsuchen. Gleich als er das kleine Geschäft betrat, bereute Seto seinen Entschluss, aber zum umkehren war es zu spät... Der Inhaber des kleinen Frisörladens kam freudestrahlend auf ihn zu. „Schön, dass ich sie endlich einmal in meinem Geschäft begrüßen darf, Mr. Kaiba. Ich freue mich ja so, das ich ihnen die Haare schneiden darf. Denn deswegen sind sie doch hier, nicht wahr? Obwohl – diese Haarlänge steht ihnen ausgezeichnet. Aber nehmen sie doch Platz, es dauert noch etwas, leider sind noch zwei Kunden vor ihnen dran.“, begrüßte der Frisör seinen neuen Kunden überschwänglich. „Stimmt ich bin zum Haare schneiden hier.“, bestätigte Seto wortkarg und nahm auf einem der freien Stühle Platz. Eigentlich würde er viel lieber wieder gehen, doch da er aber auf gewisse Weise auf die Bewohner dieser Ortschaft angewiesen war, blieb er schweren Herzens. Inzwischen kannten alle das Paar aus den Bergen – jeder wusste, dass die Beiden schwul waren und zusammenlebten. Es war sogar bekannt, dass sie eine Detektei in der Hauptstadt hatten. Vellian Crowler, der Frisör, hoffte schon ganz lange, das sich mal einer der Beiden zu ihm in das Geschäft verirrte. Endlich war es soweit und die blauen Augen des Brünetten, waren wirklich so faszinierend, wie es ihm erzählt wurde. Crowler freute sich darauf, das wundervolle braune Haar zu waschen und zu schneiden. Jedes Mal, wenn Seto zu ihm sah oder auch nur entfernt in seine Richtung blickte, ging ein Strahlen über das Gesicht des Frisörs. Ob der Blonde auch noch kam? Dann wäre sein Glück vollkommen. „Kommt Mr. Wheeler auch noch vorbei?“, konnte sich Vellian Crowler nicht bremsen und fragte hoffnungsvoll den blauäugigen Mann. Seto beschränkte sich darauf, den Kopf verneinend zu schütteln. Dieser Frisör entsprach den klassischen Vorstellungen eines schwulen Mannes. Das übertriebene feminine Gehabe war kaum auszuhalten, dazu kam noch, dass dieser Mann sich auch noch schminkte. Seto kam der Film ‚(T)raumschiff Surprise‘ in den Sinn, dieser Frisör würde dort hervorragend hineinpassen. Ein weiterer Kunde betrat den Laden und setzte sich zu den Wartenden. Obwohl alle den Brünetten schon oft gesehen hatten, wurde er neugierig gemustert. Denn sooo nah kamen sie sonst nicht an einen der Beiden heran. Bald ebbte diese Neugier jedoch ab und das übliche Dorfgespräch kam in Gange. Seto blätterte desinteressiert eine Zeitschrift durch, als er dann doch aufmerksamer dem Gespräch folgte. Das waren beunruhigende Neuigkeiten, die Seto hier erfuhr. Laut der Stadtbewohner, sollte sich ein riesiger Bär in diese Gegend hier verirrt haben. Es schien ein bösartiger, alter Einzelgänger zu sein, die Größenangaben variierten sehr stark und angeblich sollte dieser Bär auch schon grundlos Menschen getötet haben. Seto beschloss, gleich nach seiner Rückkehr, einmal ihr Gebiet abzufliegen. Ein weiter Mann kam in den Laden. „Hey Crowler, hast du Zeit für mich?“, begrüßte er den Frisör. „Komm in zwei Stunden wieder, dann bin ich fertig.“, meinte der Frisör lächelnd. „Das passt mir gut.“, erklärte der Mann, beim Gehen fiel sein Blick jedoch auf den Brünetten. „Guten Tag, sie sind doch Seto Kaiba?“, erkundigte sich der hagere Mann. „Ja, das ist richtig.“, gab Seto zurück. Der Mann reichte ihm die Hand zur Begrüßung und Seto tat es ihm gleich. „Ich bin Frank Devot. Der hiesige Jagdaufseher.“, stellte sich der Mann nun vor. „Es ist gut, dass ich sie hier treffe. Ich war schon bei ihnen zu Hause, doch da war niemand. Sicher haben sie von dem Bären gehört, der sich hier in der Gegend rum treibt. Es ist wirklich ein bösartiges Tier, zuletzt wurde er nahe ihres Tales gesichtet. Ich rate ihnen nur noch mit dem Gewehr in den Wald zu gehen, überhaupt sollten sie den Wald soweit möglich meiden. Wenn sie das Tier sehen, zögern sie nicht und schießen sofort.“ „Danke für diese Information, Mr. Devot.“, bedankte sich Seto und ging. Mit jedem Wort des Jagdaufsehers, wurde er immer unruhiger. Ein bösartiger Bär in ihrem Tal? Das gefiel ihm nicht. Er musste Joey informieren, der mit den Kindern im Wald unterwegs war. So schnell wie möglich sollten sie ins Haus zurückkehren, schließlich musste es nicht sein, dass die Kinder von ihrem Geheimnis erfuhren. Seto zog sein Handy hervor und wählte Joeys Nummer, bekam aber nur die Auskunft, dass der Teilnehmer nicht erreichbar wäre. In Rekordzeit erreichte er sein Haus, dort angekommen zögerte er nicht mehr und verwandelte er sich in den weißen Drachen. Im Normalfall würde er es ja nicht tun, solange die Kinder da waren, aber das hier war eine Ausnahmesituation. Seto flog in Richtung Waldsee, Seto hoffte nur, das die Kinder ihn nicht sahen, aber er konnte nicht höher fliegen. Bald kam der See in Sicht und deutlich konnte der Drache Joey und die Kinder sehen. So, wie sie sich bewegten, schien alles in Ordnung zu sein, das beruhigte ihn doch erheblich. Nun suchte er nach dem Bären. Ob er das Tier überhaupt von hier oben sehen konnte? Seto würde es bald wissen. Kreisend entfernte er sich immer mehr von dem See – an einer Klippe, die ca. zehn Flugminuten vom See entfernt lag, bemerkte Seto etwas Ungewöhnliches. Ohne groß zu überlegen, landete er, um die Sache genauer zu untersuchen. Ein dummer Fehler, wie er schnell feststellen musste. Auf der Lichtung, die an dieser Klippe endete, lagen zwei Kadaver. Soweit Seto es erkennen konnte, wurden die Tiere aber nur getötet, es schien keiner von ihnen gefressen zu haben. Setos Blick fiel auf eine große Tanne, die am Rand des Abhangs stand. Neugierig ging er hin. In etwa drei Meter Höhe waren deutliche Kratzspuren zu sehen – sollten diese von dem Bären stammen, handelte es sich wirklich um ein recht großes Tier. Beeindruckt trat der Brünette einige Schritte zurück, als ein böses Knurren ihn herumfahren ließ. Da stand der Bär - böse funkelten kleine dunkle Augen ihn an. Bevor Seto reagieren konnte, sprang das Tier ihn an, traf ihn mit der Pranke und schleuderte ihn über den Rand der Klippe. Das triumphierende Brüllen des Bären war weithin zu hören, er richtete sich wieder auf und schärfte seine Krallen. Doch nun war der Bär an der Reihe überrascht zu sein, denn in der nächsten Sekunde tauchte ein weißer Drache auf, der nun seinerseits ein kämpferisches Brüllen hören ließ. Nach einer kurzen, sehr heftigen, Auseinandersetzung verkündete der Sieger seinen Triumph. ~~~ Joey runzelte die Stirn, als er Seto am Himmel fliegen sah. Doch die Kinder bemerkten dies zum Glück nicht – ehrfürchtig schauten sie dem weißen Drachen hinterher. Mit leuchtenden Augen drehten sich die Zwillinge zu ihrem Onkel um und von seiner Besorgnis war nichts mehr zu erkennen. „Onkel Joey, war das wirklich ein Drache?“ Der Blonde legte seinen Zeigefinger auf die Lippen und nickte. „Wer einen Drachen gesehen hat, ist vom Glück gesegnet. Doch man darf es niemandem erzählen, der nicht dabei war, denn sonst muss der Drache sterben.“ „Wie im Märchen?“, erkundigte sich Miharu erschrocken. „Ja, wie im Märchen.“, sagte Joey ernst. „Wir werden nichts erzählen. Nicht wahr, Akira?“, sagte die Schwarzhaarige ganz ernst. „Der Drache darf nicht sterben.“ Akira nickte nur dazu. In solchen Fällen entschied immer seine Schwester und er schloss sich ihr an. Aber der Drache war schnell vergessen, denn immerhin lockte das Wasser und sie hatten immer noch nicht schwimmen gelernt. Joey unterdrückte seine Sorge, doch er ließ sich viel Zeit mit den Kindern, denn Seto würde gewiss nicht ohne Grund durch die Gegend fliegen, und solange er bei ihnen war, drohte den Kindern auch keine wirkliche Gefahr. Doch nur im äußersten Notfall würde er sich vor den Kindern verwandeln, ansonsten brauchten sie nicht zu wissen, wer der Drache war. Die Kinder gaben sich reichlich Mühe und machten alles genauso, wie Joey es ihnen erklärte und vormachte. Miharu hatte Recht, Akira paddelte wie ein Hund, und genau dieses kam ihm immer wieder in den Weg, wenn er versuchte die richtigen Schwimmbewegungen zu machen. Deshalb entschied Joey, den Kindern erst einmal kraulen beizubringen, und am Nachmittag konnte sogar Miharu schon drei bis vier Züge schwimmen. Erschöpft und hungrig machten sich die Kinder über das restliche Picknick her und hatten überhaupt nichts gegen ein kleines Päuschen einzuwenden. Akira war ziemlich schnell eingeschlafen, doch seine Schwester lag nur mit geschlossenen Augen da. „Onkel Joey?“ Schläfrig drang ihre Stimme zu Joey. „Ja, mein Liebes?“, antwortete Joey leise. „Werde ich den Drachen wieder sehen?“, sehnsüchtig stellte Miharu ihre Frage. „Vielleicht, eines Tages, wer weiß das schon?“, antwortete der Blonde leise. „Es ist mit Drachen wie mit Einhörnern, wenn du nur fest daran glaubst, dann kann dein Wunsch eines Tages auch in Erfüllung gehen.“ Eine halbe Stunde später war Akira ausgeschlafen und Joey packte mit den Kindern die restlichen Sachen zusammen und fröhlich plaudernd machten sie sich auf den Weg zurück zum Haus. „Und Onkel Seto und Mama und Papa dürfen wir wirklich nichts von dem weißen Drachen erzählen?“, fragte das Mädchen vorsichtig nach. „Nur wenn sie mit dir zusammen den Drachen gesehen haben. Du weißt doch, der Drache muss sonst sterben...“ Miharu nickte. „Ich will nicht, dass er stirbt.“ Kurz darauf waren sie auch schon am Haus angekommen und die Kinder stürmten hinein, um Onkel Seto zu suchen. Joey folgte ihnen wesentlich nachdenklicher. Welchen Grund hatte Seto, während die Kinder anwesend waren, sich in den Drachen zu verwandeln? Seto hörte die Kinder nach ihm rufen, zog sich sein Shirt über und ging nach unten. „Hallo meine Süßen, da seid ihr ja wieder.“, freute sich der Brünette, ging in die Hocke und umarmte die Zwillinge. „Wie war euer Tag?“, erkundigte er sich, ließ die Kinder wieder los und erhob sich. „Bevor ihr mir alles erzählt, eine Frage: Mögt ihr ein Eis?“ „Oh ja.“ „Jaaa.“, riefen die Zwillinge begeistert. „Gut, dann geht schon mal rauf und wascht euch. Ich mach euch derweil einen leckeren Eisbecher fertig...“ Joey folgte Seto in die Küche, wo dieser die versprochenen Eisbecher zurecht machte. Er griff nach der Tüte mit den Streuseln und verzierte die Eiskugeln, die Seto schon in die Becher getan hatte, „Was war los?“, erkundigte Joey sich ungewöhnlich ernst. „Wir haben dich gesehen.“ „Das Risiko musste ich eingehen. Im Dorf habe ich den Jagdaufseher kennen gelernt, er warnte mich vor einem ziemlich üblen Bären, der sich unserem Tal nähern sollte. Ich habe den Bären gefunden... er ist jetzt keine Gefahr mehr.“, berichtete Seto knapp, jetzt noch mehr zu erzählen hatte er nicht vor. „Dann ist’s ja gut.“, antwortete Joey ebenso knapp. Die Kinder konnten jeden Augenblick in die Küche gestürmt kommen und brauchten nicht zu wissen, was wirklich los war. Für sie sollte der Drache in die Märchenwelt gehören. Doch dass würde er Seto erst später erzählen, wenn es sein musste, und auch erst dann, wenn die Kinder wieder bei ihren Eltern waren. „Wie ist es... Willst du auch einen Eisbecher“, fragte Seto seinen Partner nun grinsend, seine schmerzende Seite völlig ignorierend. „Wenn du mich so nett fragst...“, grinste Joey zurück. „Aber einen Partnerbecher, darauf muss ich leider bestehen.“, meinte Joey gespielt ernst. „Denn sonst isst mir mein Partner wieder einmal alles Eis weg. Er behauptet zwar, Eis nicht zu mögen, aber irgendwie verirrt sich sein Löffel immer wieder in meinen Becher.“ „Ach wirklich? Das ist aber ein ziemlich unverschämter Mensch, du solltest dir vielleicht etwas anderes suchen.“, schmunzelte Seto und machte für den Blonden einen besonders großen Eisbecher fertig. „Hier, der ist nur für dich.“, sagte Seto, reichte seinem Geliebten den Becher und gab ihn einen Kuss. Joey ließ Seto nicht gehen und verwickelte ihn in einen weiteren Kuss. Den Eisbecher hatte er vorsorglich wieder abgestellt. Seine Sorge, aber auch sein Vertrauen, ließ er in diesen Kuss fließen und fühlte sich gleich viel besser. Auf einmal war ein leises Kichern zu hören. Die Männer lösten sich voneinander und sahen zu den kleinen kichernden Personen, die jetzt in der Küche standen. „Was gibt’s denn hier zu kichern.“, fragte Seto schmunzelnd und strich liebevoll über das schwarze und blonde Haar der Zwillinge. „Ihr habt euch geküsst.“, antwortete Miharu kichernd. „Wie Mama und Papa.“ „Das hat komisch ausgesehen.“, erklärte Akira seinen Heiterkeitsausbruch. Doch damit war für ihn das Thema erledigt. „Kann ich jetzt meinen Eisbecher haben?“, erklärte der kleine Junge seine Anwesenheit in der Küche. ~~~ Serenity war ganz hibbelig. So schön der Urlaub mit Mitsuki auch war, sie war bisher noch nie so lange von ihren Kindern getrennt gewesen und konnte es kaum erwarten, sie endlich wieder in ihre Arme zu schließen. Mokuba konnte ihre Unruhe ja verstehen, auch er sehnte sich nach seinen Kindern, doch er versuchte nach Kräften seine Frau zu beruhigen. „Ich freu mich ja so, Akira und Miharu wieder in die Arme schließen zu können. Ob wirklich alles so reibungslos ablief, wie Joey es uns am Telefon erzählte?“ Serenity wünschte, dass das Flugzeug endlich halten sollte, damit sie endlich hier raus und zu ihren Kindern kam. „Tut mir leid, Schatz. Ich nerv dich sicherlich, aber...“, entschuldigte sich Serenity bei ihrem Mann zum hundertsten Male. „Ich bin mir ganz sicher, dass alles gut gelaufen ist.“, versicherte der Schwarzhaarige seiner Frau. „Und nein, du nervst mich nicht. Du wärst keine richtige Mutter, wenn du nicht so sein würdest.“ Mokuba drückte wohl nun zum hundertsten Male beruhigend seiner Frau die Hand, denn noch rollte das Flugzeug über das Flugfeld zu den Flugsteigen. Schließlich verabschiedeten sich der Kapitän und die Crew und wünschten allen Passagieren einen angenehmen Aufenthalt in Domino-City. Endlich konnte Serenity aufstehen und mit den anderen Fluggästen das Flugzeug verlassen. „Wie sie wohl aussehen? Ob sie gewachsen sind? Ob sie sich verändert haben?“ Mokuba lächelte. „Schatz, wir waren gerade mal drei Wochen fort. Da verändern sich Kinder in ihrem Alter nicht mehr so schnell.“ „Du hast sicher Recht, trotzdem...“, gab Serenity aufgekratzt zurück. Endlich passierten sie die Zollkontrolle. Von weitem hörten sie schon zwei Kinder rufen. „MAMA...PAPA... Hier sind wir!“ Suchend sah sich Serenity um und erblickte ihre Kinder, die ihnen wild zuwinkten. Wenige Augenblicke später schloss sie die Beiden fest in die Arme. Ihr Vater stand lächelnd daneben, und auch Joey und Seto betrachteten wohlgefällig diese Szene. Wenn Mütter sich nach ihren Kindern verzehrten, hatten Väter nichts mehr zu melden. Endlich strampelte sich Akira aus der Umarmung seiner Mutter frei. Miharu ließ es sich noch ein wenig länger gefallen... „Bei Onkel Joey und Onkel Seto war es toll.“, begann Akira ganz aufgeregt. „Wir haben sogar schwimmen gelernt.“, berichtete Akira stolz seinen Eltern. „Und wir haben...“ Miharu hielt ihrem Bruder erschrocken die Hand vor den Mund. „Das ist doch ein Geheimnis. Das darfst du nicht sagen, sonst muss der weiße Drache sterben.“, flüsterte sie ihrem Bruder aufgebracht ins Ohr. Beschämt nickte Akira, doch dann fiel ihm etwas ein... „Du, Mama, stell dir mal vor, Onkel Joey hat sich an der gleichen Stelle gestoßen, wie Papa, und Onkel Seto musste auch pusten.“, erzählte Akira mit lauter Stimme. Miharu bekam große Augen, das war ja etwas, dass sie zum ersten Mal hörte. Das würde ihr ihr Bruder aber noch genau erzählen müssen... Das betretene Schweigen der Erwachsenen bekamen die Kinder nicht mit, erst recht nicht der Verursacher, denn der war schon mit seinem Kopf wieder ganz wo anders. „Habt ihr uns was mitgebracht?“ Erwartungsvoll blickten vier Kinderaugen ihre Eltern an. Es waren eben Kinder, und so lange es Kinder gab, würde dies immer die erste Frage sein, die sie stellten... ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)