Die Macht der Himmelskinder von risuma-night-blue (Ein etwas anderer Krimi; SetoxJoey) ================================================================================ Kapitel 24: Kochkünste und Kleiderkauf -------------------------------------- Seto legte auf. Das war nicht sehr erfreulich, was er gerade erfahren hatte. Auf der einen Seite bedauerte er, dass er noch einmal los musste, auf der anderen war er froh. Dieser Kuss eben hatte ihn ziemlich durcheinander gebracht – er brauchte einfach Zeit, um seine Gefühle zu sortieren. Einen Mann zu küssen, ihn zu lieben und mit ihm zu schlafen... der Gedanke war noch sehr fremd für ihn. Genau konnte er den Blick Joeys auf seinem Rücken spüren... Seto ging zur Tür, mit der Hand auf dem Griff sagte er, ohne sich umzudrehen: „Ich muss noch mal weg... Mach keinen Unsinn, hörst du.“ Damit verließ Seto den Trainingsraum und war wenig später unterwegs ins Präsidium. Seto traf sich mit Tanaka und beide begaben sich zur Gerichtsmedizin. Die Diensthabende Gerichtsmedizinerin war eine schrille Person, die ihren Beruf liebte. Heute kam sie ihnen im Punkstyle entgegen, ihre roten Haare hatte sie zu Zöpfen geflochten, ihr Pony leuchtete in Zitronengelb, ihre Augen waren schwarz geschminkt und ihre Lippen zierte eine knallrote Farbe. „Hallo, meine Herren. Ich bin Dr. Gin Oseki. Sind sie wegen der Wasserleiche da?“, erkundigte sie sich aufgekratzt. „Wenn es sich dabei um Johnson, bzw. Smith handelt, dann sind wir deswegen hier, Dr. Oseki.“, antwortete Kaiba. Hier unten in der Pathologie waren sie nicht oft, schon allein der Geruch ließ ein beklemmendes Gefühl aufkommen. „Dann folgen sie mir bitte.“, zielstrebig steuerte sie auf einen Raum zu und betrat diesen. Unbehaglich zumute folgten ihr die beiden Beamten, die Ärztin wartete an einer Schublade und als sie sie erreichten, öffnete sie die kleine Tür und zog schwungvoll die Schublade auf. „Darf ich vorstellen... Frank Smith.“, und mit einer weiteren Bewegung schlug sie das Leichentuch zurück. Tanaka drehte sich gleich weg und Kaiba schnürte sich der Magen komplett zu – das war weiter nicht so schlimm, so blieb wenigstens drin, was noch drin war. Seto beschränkte sich darauf nur noch ganz flach zu atmen. So oft kam er mit Leichen nicht in Berührung und dann der Anblick dieser Wasserleiche... wenn er nicht die Narbe sehen würde und die Bestätigung durch die Fingerabdrücke hätte, dann würde er den Mann nicht erkannt haben. Der Körper vor ihm war aufgedunsen, verfärbt durch die Zersetzung, die schon eingesetzt hatte und natürlich war sie schon von diversen Wassertieren angenagt. Vor allem um, das deutlich zu erkennende, Einschussloch in der Stirn. „Das ist tatsächlich dieser Smith.“, brachte er mühsam beherrscht vor. Die Pathologin deckte den Leichnam wieder zu und schob ihn in die Kühlung zurück. Dafür war ihr Kaiba sehr dankbar. „Was können sie uns über den Todeszeitpunkt sagen?“, erkundigte er sich bei ihr. Während ihrer Ausführung begab sie sich zu ihrem Schreibtisch. „Soweit ich das sagen kann, ist er schon seit vier, fünf Tagen tot. Den ganz genauen Todeszeitpunkt habe ich noch nicht ermittelt, das dauert noch. Die Todesursache ist klar, wie sie sehen konnten, ist er erschossen worden, danach wurde er mit seinem Auto im Fluss versenkt.“ Sie drehte sich zu Kaiba und seinem Kollegen um und reichte ihn eine Akte. „Hier, das ist mein vorläufiger Bericht...“, in der anderen Hand hielt sie einen Kuchenteller, „...möchten sie ein Stück? Ich habe ihn selbst gebacken.“, bot sie ihnen nun ein Stück Kuchen an. Tanaka kniff die Lippen zusammen, schüttelte den Kopf und hatte es verdammt eilig aus diesem Raum herauszukommen. Dr. Oseki zuckte mit den Schultern, diese Reaktion kannte sie schon. Nun hielt sie Kaiba den Teller unter die Nase. „Sie nehmen doch sicher ein Stück?“ Mit seiner letzten Selbstbeherrschung, lehnte Seto höflich dankend ab und verließ den Raum sehr zügig, denn auch sein Magen überlegte gerade, ob er die darin befindliche Nahrung behalten oder lieber weggeben sollte. Vor dem Gebäude atmete Seto die kalte Nachtluft tief ein und fand dort auch Tanaka wieder, dessen Gesichtsfarbe sich wieder normalisiert hatte. Dieser meinte dann auch: „Heute kommen wir doch nicht weiter. Lass uns morgen gleich damit anfangen.“ Ausnahmsweise hatte Seto nichts dagegen. „Gut, ich muss auch erst mal eine runde Schlafen. Dann treffen wir uns im Büro.“ Die Beiden verabschiedeten sich und Kaiba fuhr wieder nach Hause. Erleichtert stellte er fest, das Joey schon zu Bett gegangen war, er hätte jetzt nicht gewusst, wie er reagieren sollte. Bevor Seto zu Bett ging, gönnte er seinem Magen noch einen kleinen Schnaps, damit dieser sich endlich wieder beruhigte. Seine Befürchtung, dass er von dieser Leiche träumen würde, war grundlos, er schlief ohne weitere Träume. Am nächsten Morgen stand Seto erfrischt wieder auf und ging unter die Dusche. Da klingelte doch ein Telefon? Der Klingelton war ihm nicht bekannt, es musste also das von Joey sein. Derjenige würde noch mal anrufen müssen, Seto stand eingeseift unter dem Wasserstrahl und konnte nun wirklich nicht rangehen. Bald darauf hörte es auf zu klingeln. Zügig machte er sich fertig, in seinem Zimmer holte er seine Dienstwaffe aus seinem Safe. In der Küche machte Seto sich ein schnelles Frühstück, als wieder das Telefon klingelte. Genervt machte Seto sich auf die Suche, fand es aber nicht so schnell. Schließlich lokalisierte er es in Joeys Jackentasche, da hätte er eigentlich auch gleich drauf kommen können. In dem Moment, in dem er rangehen wollte, verstummte das Handy wieder. Schulter zuckend hielt er das Telefon einen Augenblick in der Hand. Als sich nichts weiter tat, beschloss Seto es Joey auf den Nachtschrank zu legen. Leise betrat Seto Joeys Zimmer, legte das Handy ab und warf einen Blick auf den Schlafenden. Setos Herz fing an schneller zu schlagen, ganz sachte strich er über Joeys Haar, danach beeilte er sich, aus dem Zimmer und der Wohnung zu kommen, er war schon ziemlich spät dran. So wirklich viel konnten Tanaka und Kaiba auch nicht erreichen, es fehlten ihnen noch die Ergebnisse der Forensic, die sich um den Wagen kümmerte. Auch der genaue Todeszeitpunkt stand noch nicht fest. Sie steckten weiterhin in einer Sackgasse, trotzdem fuhren die Beamten zu dem letzten Arbeitgeber Johnsons, bzw. Smiths. Im Büro von Pegasus mussten sie warten, erst als der Anwalt eintraf, konnten sie mit Pegasus reden. Wie schon bei ihrem letzten Besuch, fixierte der Firmenchef den blauäugigen Beamten. „Nun, was führt sie zu mir?“, erkundigte Pegasus sich kühl, von der Höflichkeit ihres letzten Besuches, war nichts zu spüren, Kaiba reagierte genauso. „Wie schon beim letzten Mal, ist es ihr Angestellter Johnson. Ist er inzwischen wieder zurück?“, entgegnete Seto genauso reserviert. Bei einem schnellen Blick durch das Büro, fiel ihm auf, dass die Fotografie mit den alten Buchseiten, nicht mehr vorhanden war. „Nein, stellen sie sich vor, gerade heute morgen habe ich eine Vermisstenanzeige aufgegeben, da er spurlos verschwunden ist.“, erklärte der Weißhaarige, seine Frisur saß auch nicht mehr so akkurat, wie noch von wenigen Tagen. „Das ist sehr bedauerlich. Können sie mir sagen, an was er gearbeitet hatte und wo das war?“, stellte Kaiba seine Frage. Statt Pegasus antwortete der Anwalt. „Mein Mandant wird diese Frage nicht beantworten, Geschäftsgeheimnis.“ Seto wandte den Blick nicht von dem Firmenchef ab. „Das ist bedauerlich, sie nehmen uns damit die Möglichkeit, vor Ort zu ermitteln. Behinderung der Polizeiarbeit, nenne ich das.“ „Sie können versuchen, per Gerichtsbeschluss eine Aussage zu bekommen, doch das ist aussichtslos. Denn mein Mandant zeigt sich durchaus kooperativ, nur muss er seine Geschäftsinteressen waren. Und die sind in diesem Fall für ihre Ermittlungen, belanglos.“, antwortete wieder der Anwalt. „Das glaube ich nicht...“, widersprach der Brünette „...heute Nacht wurde Johnson gefunden.“, ließ er die Katze aus dem Sack, zumindest teilweise. „Warum stehen sie dann hier?“, fragte jetzt Pegasus wieder und beugte sich vor. „Er kann nichts mehr sagen, habe ich recht? Mein ehemaliger Angestellter ist tot, nicht wahr?“ Ein lauernder Blick trat in die braunen Augen des Weißhaarigen. Der Anwalt mischte sich wieder ein. „Zu ihrer Information, die Machenschaften Peter Johnsons haben nichts mit Mr. Pegasus zu tun. Er hat auf eigene Faust gehandelt. Mein Mandant hat, nachdem er, durch ihre Hilfe, davon erfahren hatte, die fristlose Kündigung ausgesprochen. Um es ihnen deutlich zu machen: Mr. Johnson hat nicht mehr für Industrial Illusions gearbeitet. Damit, meine Herren, ist unser Gespräch beendet.“ Das war deutlich. „Das kam dann ja sehr günstig für sie, Mr. Pegasus.“, kommentierte Kaiba die eben gehörte Ausführung, der Angesprochene hatte sich zurück gelehnt, die Arme aufgestützt und die Finger ineinander verschränkt. Ausdruckslos sah er weiterhin auf die Beamten, diese nickten kurz und verließen dann das Büro. Kaiba hatte den Eindruck, dass sich dessen Blick, beim Verlassen des Büros, in seinen Rücken bohrte. Wieder im Präsidium angekommen, verfasste Seto einen Bericht und legte diesen seinem Chef vor. Der las ihn sich gleich durch und Kaiba wollte schon gehen, als er aufgehalten wurde. „Sie haben da ja in ein ganz schönes Wespennest gestochen.“, erklärte dieser. „Dieser Pegasus hat alle Hebel in Bewegung gesetzt. Niemand von uns darf sich mehr in seiner Firma aufhalten, ebenso wenig in seiner Villa. Was haben sie ihn nur gefragt?“ Erstaunt sah Seto seinen Chef an. „Ich habe lediglich einige Routinefragen gestellt.“, erklärte er. Verstehend nickte der Ältere. „Und, ist er in diese Sache verwickelt?“ fragte er nach. Seto überlegte und antwortete schließlich: „Ich denke er ist der Verursacher, ja, er steckt mitten drin.“ „Gut...“, sagte sein Chef daraufhin, „...bleiben sie am Ball. Niemand der Schuldig ist, entkommt der gerechten Strafe.“ Mit diesen Worten entließ er den Blauäugigen. Inzwischen war es spät Nachmittag geworden, Seto machte Feierabend und fuhr nach Hause. Joey saß auf der Couch und wartete darauf, dass Seto wieder nach Hause kam. Er wollte mit ihm über die Kleiderfrage reden, denn er brauchte unbedingt noch ein paar Sachen. Aber, da er ihm versprochen hatte, nicht auf die Straße zu gehen, musste er zwangsläufig auf ihn warten. Mit einer Flasche Wasser bewaffnet, und einigen Käsehappchen, saß er gemütlich auf dem Sofa und war in Mahous Buch vertieft. Seto kam zur Tür herein und im ersten Moment war er verwundert, dass Licht in seiner Wohnung brannte, doch im nächsten Augenblick fiel ihm Wheeler wieder ein. Da würde er sich wohl dran gewöhnen müssen, dass er nicht in eine leere Wohnung kam – allerdings hatte er auch keine Ahnung, wie lange Joey bleiben würde. Er hängte seinen Mantel auf und ging ins Wohnzimmer. „Hallo Joey.“, begrüßte er seinen Gast etwas reserviert, denn seine Gefühle standen ihm noch im Weg. Die Geschichte war immer noch wahnsinnig spannend, doch irgendwie kam ihm alles auch ziemlich bekannt vor. Joey grinste jedes Mal, wenn er den Namen Mahou las, da hatte ja noch jemand den besch... Namen seines Freundes... bisherigen Freundes, korrigierte Joey sich. Er glaubte nicht, dass er jetzt noch mit Mahou zusammen war, irgendwie hatte Mahou sich das letzte Mal etwas seltsam benommen. Außerdem liebte er Seto, das war Joey jetzt klar, und er wollte mit ihm zusammen sein. „Hallo Seto, schön dass du wieder da bist.“, begrüßte Joey seinen ehemaligen Freund erfreut. „Möchtest du ein Käsehäppchen?“ Joey zeigt auf den Teller, auf dem noch zwei Käsehäppchen lagen. Seto ließ sich neben ihm auf dem Sofa nieder. „Was liest du da?“, erkundigte Seto sich. „Danke.“, sagte er auf das Angebot, tatsächlich hatte er Hunger, sein Magen knurrte vernehmlich und schnell waren die letzten beiden Häppchen weg. „Ach, so eine Fantasy-Geschichte, über Menschen, Drachen und Zauberer... ist ganz schön spannend. Wenn du willst, kannst du es ja auch mal lesen.“, bot Joey Seto an. Er freute sich über das Interesse, das Seto zeigte. „Aber geh vorsichtig mit dem Buch um, es ist nur geliehen und gehört mir nicht.“ „Hm, hört sich gut an.“, meinte Seto. „Lass es einfach da liegen. Keine Sorge ich zerfleddere es schon nicht. Im Allgemeinen kann ich mit Büchern umgehen.“, entgegnete Seto und erhob sich. „Ich mach uns mal was zu Essen.“ Sein Magen gab so gar keine Ruhe, nach den beiden Käsehäppchen grummelte er erst richtig. Schnell begab Seto sich in die Küche. Joey folgte Seto in die Küche. „Seto?“, begann Joey, als er hinter dem Brünetten in der Küche stand, „Was machen wir denn mit Kleidung für mich? Du hast mich gebeten nicht raus zu gehen, aber nur zwei Garnituren, sind ein bisschen wenig, findest du nicht auch? Kannst du mir noch etwas besorgen?“ Auf Setos Geschmack konnte er sich verlassen, das wusste Joey ja schon, aber zu fragen, ob er ihn mitnähme traute er sich dann doch nicht. Seto überlegte und sagte schließlich: „Wir können gleich noch mal losfahren, wenn du willst.“ „Danke.“ Joey freute sich riesig. „Aber erst nach dem Essen.“, schlug er vor. Joey hatte Setos knurrenden Magen nicht überhört. „Da bin ich mit einverstanden.“, antwortete Seto überrascht. Seit seinem Zusammenstoss mit dem Drachen hatte Seto wesentlich mehr Hunger, sein Körper verlangte nach mehr Energie. Zwar wunderte Seto sich darüber, aber er konnte es ja nicht einfach ignorieren. Joey fiel plötzlich etwas ein. „Wenn du anrufst, bevor du vom Präsidium losfährst, dann kann ich ja schon mit Kochen anfangen und das Essen ist dann schon fertig, wenn du kommst.“ „Ja, könnte ich machen.“, stimmte Seto vorsichtig zu. Das hörte sich jetzt aber schon ziemlich dauerhaft an – aber ob er das wirklich wollte... Für dieses Thema hatte er noch gar nicht richtig Zeit gehabt, um darüber nachzudenken. „Willst du nicht wissen, warum ich letzte Nacht doch noch mal ins Präsidium bin?“, wechselte Seto das Thema. „Wenn du es mir sagen darfst?“ Joey schaute Seto unsicher an. „Ja gerne, aber nur, wenn du es mir auch wirklich sagen willst.“ „Es betrifft dich ja indirekt.“, erwiderte Seto nun. „Johnson, bzw. Smith wie er richtig heißt, ist letzte Nacht tot aufgefunden worden. Scheinbar ist er jemandem zu gefährlich geworden, er wurde mit einem Kopfschuss, regelrecht hingerichtet und im Fluss versenkt.“ „OH.“, schluckte Joey. „Ich nehme mal an, seinem Auftraggeber...“ „Das vermuten wir auch. Doch ich fürchte, die Gefahr ist für dich noch nicht vorbei. Ich glaube, dass es zwei verschiedene Personen auf dich abgesehen haben. Deine Entführung geht, denke ich, auf das Konto von Smith. Obwohl dieser ein hoch spezialisierter Kunstdieb war, fehlte es ihm letztendlich doch an Feinheit. Das Feuer in deiner Wohnung und die manipulierten Bremsen an deinem Bike aber, sprechen eine ganz andere Sprache.“, schloss Seto seine Ausführungen. Er sah Joey direkt in die Augen. „Und solange ich nicht weiß, wer das ist, ist es besser, du hältst dich zurück.“ Joey holte tief Luft. „Hat Johnsons Auftraggeber es etwa AUCH auf mich abgesehen?“ Das gefiel Joey überhaupt nicht, was er da gerade von Seto zu hören bekam... er wollte noch nicht sterben... „Das kann ich dir nicht sagen, da ich nicht genau weiß, wer sein Auftraggeber war – aber ich denke mal ja, der hat es auch auf dich abgesehen. Wahrscheinlich will er alles, was auf ihn hindeuten könnte, aus dem Weg räumen.“, antwortete Seto ehrlich. „Und ihr wisst nicht, wer es ist? Oder könnt ihr es ihm einfach nur nicht beweisen?“, fragte Joey vorsichtig nach. „Ich habe eine Vermutung, das stimmt, aber ich werde dazu nichts weiter sagen. Es ist schwierig, verstehst du?“, antwortete Seto. „Sicher verstehe ich das, du unterliegst der Schweigepflicht. Geht mir ja nicht anders... nur in diesem Fall habe ich eine Ausnahme gemacht.“, erwiderte Joey. Nachdenklich sah Seto ihn an. „Wer weiß, vielleicht war das ein Fehler... aber hättest du uns nicht auf diesen Johnson aufmerksam gemacht, wären wir nicht einen Schritt weiter gekommen.“ Ein brenzliger Geruch stieg in Seto Nase, fluchend drehte er sich zum Herd. „Soviel zu meinen Kochkünsten, das Essen ist angebrannt.“, murrte er. „Macht nichts.“, versuchte Joey Seto zu trösten, „Ist mir auch schon oft passiert.“ „Das tröstet mich auch gerade.“ knurrte Seto, während er das verbrannte Essen entsorgte. Seufzend stellte Seto das Geschirr in die Spüle. „Lass uns doch was Essen gehen, während wir einkaufen sind.“, schlug Joey vor. „Dann lass uns losgehen.“, forderte Seto Joey auf. Joey folgte Seto zu seinem Wagen. Auf dem Weg zum Auto klingelte Joeys Handy und er schaute auf sein Display – es war das Blue-Eyes. „Ja, was ist?“, fragte er. Schweigend hörte Joey einige Zeit zu. „Moment, ich muss kurz was fragen...“ Joey blickte Seto von der Seite an. „Das Blue-Eyes ist dran, und fragt, ob ich heute Abend nicht doch kommen könnte, Duke ist ausgefallen, er liegt mit Fieber im Bett.“ Das gefiel Seto nun gar nicht und es war ihm auch deutlich anzusehen. Auf der anderen Seite, wer wusste schon wann Joey wieder dorthin ging, er war jetzt fast eine Woche nicht dort. So nickte Seto schließlich. „Gut, aber ich komme mit.“ Setos Stimme duldete keinen Widerspruch. „Ja, ich kann kommen“, antworte Joey ins Handy, „bis nachher.“ Joey beendete das Gespräch. „Danke, dass ich gehen darf. Die Getränke gehen auf mich.“, bedankte sich Joey leise bei Seto. „Fängst du schon wieder damit an.“, murrte Seto weiterhin und stieg ins Auto. „Wie soll ich mich denn sonst bei dir bedanken? Mit einem Kuss?“ Joey stieg auf der Beifahrerseite ein. „Kannst du haben.“ „Untersteh dich, mich hier zu küssen.“, kam es prompt zurück. Seto hatte ja nicht mehr unbedingt etwas gegen einen Kuss, aber mit Sicherheit, wollte er keinen in der Öffentlichkeit... zu diesem Zeitpunkt jedenfalls nicht. „Schon gut, ich mach ja nichts...“, wiegelte Joey ab. „aber Dankeschön sagen wird doch noch erlaubt sein.“ Er verstand nicht, warum sich Seto so damit hatte. Es war doch ganz natürlich, dass man sich für einen Gefallen oder Hilfe bedankte. Seto war es immer noch unangenehm, das sich Joey so oft bei ihm bedankte. Er war es einfach nicht gewohnt, es war ihm zu persönlich... Seufzend stellte er fest, so nah, wie Joey ihm schon gekommen war... persönlicher ging es schon gar nicht mehr. Zügig steuerte Seto nun ein Bekleidungsgeschäft an. Joey nickte zufrieden bei Setos Geschäftsauswahl, aber dass er Geschmack hatte, hatte er ja schon bewiesen. Gemeinsam betraten sie das Geschäft, und Joey wurde gleich von dem Besitzer begrüßt. „Ah, Herr Wheeler, sie haben wir ja schon lange nicht mehr begrüßt. Womit kann ich ihnen denn heute dienen?“ Beflissen wieselte der Inhaber um Joey herum. „Ich bräuchte zwei Anzüge und zwei Hosen, dazu passende Hemden und ein paar Schuhe.“ Diensteifrig wuselte der Mann durch sein Geschäft und hatte schon bald eine angenehme Auswahl zusammengestellt. Joey entschied sich für einen schwarzen Anzug mit dunkelrotem Rand am Kragen, und dazu passend, ein rotes und ein schwarzes Hemd mit roten Streifen. Bei dem nächsten Anzug schwankte er zwischen dunkelrot und einem angenehmen dunkelblau und bat Seto um Hilfe. „Welchen der beiden Anzüge soll ich nehmen?“ Joey probierte beide noch einmal an und zeigte sich mit jedem vor Seto. Seto war etwas überrascht, das Joey ihn um Rat fragte. „Nimm beide. Sie stehen dir beide gut.“, sagte er schließlich. „Beide kann ich mir im Augenblick nicht leisten“, meinte Joey nach einem bedauernden Blick auf die Preisschilder, denn er brauchte noch dringend ein paar Schuhe, „Ich kann ihnen auch einen zurücklegen, bis sie wiederkommen.“, meinte der Eigentümer eilfertig. Es war nicht selten, dass ein Kunde sich etwas zurücklegen ließ, weil das, was er an Auswahl zu bieten hatte, sein momentanes Budget überschritt. „Ja, das wäre eine Möglichkeit. Also Seto, welchen soll ich jetzt nehmen?“ Joey blickte Seto auffordernd an. Seto überlegte, Joey sah in beiden verteufelt gut aus, aber wenn er sich nicht beide Anzüge leisten konnte und auf eine Entscheidung bestand... „Dann nimm den Dunkelblauen.“, entschied Seto sich schließlich. „Gut, dann den Blauen und zwei Hemden dazu. Suchst du die Hemden aus?“, bat Joey Seto. „Wenn du es unbedingt willst.“, erklärte sich Seto seufzend bereit, umso schneller waren sie hier ja fertig und er bekam endlich was zu Essen. Sein Magen rebellierte immer lauter... Während er also die Hemden aussuchte und Joey sich umzog, bezahlte er den anderen Anzug und ließ ihn mit einpacken. Das war erledigt, bevor Joey wieder aus der Umkleidekabine kam. „Danke.“ Joey grinste, einen Kuss würde Seto hier bestimmt nicht haben wollen. Joey entschied sich noch für eine enge Lederhose und bezahlte seine Sachen. „Können sie die Sachen morgen an folgende Adresse liefern?“, erkundigte er sich bei dem Besitzer. Dieser nickte nur. Dabei fiel Joey ein, dass er ja auch noch einige Sachen bei der Reinigung hatte, und die am Montag geliefert werden sollten. Da musste er noch Bescheid sagen, seine alte Adresse galt ja nicht mehr. „Weißt du Seto, lass uns gleich ins Blue-Eyes fahren. Dort gibt es auch einige leckere Gerichte.“, schlug Joey Seto vor. Der knurrende Magen Setos war ihm nicht entgangen und er hatte ein leichtes schlechtes Gewissen. Damit war Seto mehr als einverstanden, wenn er nicht bald was zu Essen bekam, würde sich seine Laune rapide verschlechtern. So fuhren sie direkt ins Blue-Eyes. Joey betrat mit Seto das Blue-Eyes. Ein kurzer Blick zeigte ihm dass noch etliche Tische frei waren. „Such dir einen Platz aus, ich sag in der Küche Bescheid, und komm dann zurück zu dir. Ich hab nämlich auch Hunger.“, gestand Joey verschämt. Er bestellte beim Koch zweimal sein bestes Gericht und bestellte an der Bar zwei Cocktails, die zu dem Essen passten. Seto suchte sich in der Zwischenzeit einen Tisch aus, von dem er fast den ganzen Club überblicken konnte und setzte sich. Wenig später kam Joey und setzte sich zu ihm. „Die Getränke kommen gleich, allerdings alkoholfrei, Alkohol gibt es erst nach 22.00 Uhr.“ „Das ist kein Problem, ich trinke heute sowieso keinen Alkohol.“, antwortete Seto. „Das gehört mit zu dem Motto dieses Clubs, kein Alkohol vor 22.00 Uhr, und die unter 18 jährigen, die noch keinen Alkohol trinken dürfen, müssen dann gehen. So kann es keine Verwechslungen geben. Mein Chef fährt mit dieser Geschäftspolitik sehr gut...“, erklärte Joey, während sie auf die Getränke warteten. „Eine vernünftige Einstellung.“, ging Seto auf das von Joey gesagte ein. „Es sollten sich mehr Clubs daran halten.“ „Wie lange arbeitest du eigentlich schon als Barkeeper?“, erkundigte sich Seto nach einigen Minuten. „Seit ich 16 bin. Ich durfte in Kyoto wegen dieses Geschäftsprinzips bei meinem Chef anfangen. Erst vor 22.00 Uhr, und seit ich 18 bin, auch später. Als mein Chef eine neue Filiale in Domino aufmachte, bin ich mitgegangen.“„Eine lange Zeit.“, antwortete Seto. Er dachte an seine letzten neun Jahre und schob ärgerlich die Gedanken beiseite. „Wieso bist du wieder nach Domino zurückgekommen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)